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Jedem Projekt seine Reserven.

Editorial
Jüngst beim Wiener Krankenhaus Nord und auch sonst immer wieder sieht man Projekte, bei denen von einer „Kostenexplosion“ die Rede ist. Oder von „massiven Verzögerungen“. Schaut man näher hin, kann man eines oft nicht sehen: Reserven.     Es ist eines der ersten Dinge, die man in einem Basiskurs für Projektmanagement lernt: Ein Projekt ist von Natur aus etwas Riskantes, hat also mit Unsicherheiten umzugehen und wird Änderungen erleben. Dem trägt man Rechnung, indem man sich aktiv damit beschäftigt. Risiken identifiziert, sie bewertet, Maßnahmen definiert und die Planung entsprechend gestaltet. Warum dann keine Reserven? Hier habe ich ein paar Theorien. Die ganz banalste: Risikomanagement endet manchmal beim reinen Beschreiben der Risiken. Ganz nach dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Mitunter werden also Maßnahmen gar nicht definiert – es reicht die Darstellung. Eine andere Version ist, dass ich vielleicht Maßnahmen definiere, deren Implikationen jedoch ignoriere. Ich definiere zum Beispiel abschwächende Maßnahmen und ignoriere das Restrisiko. Oder akzeptiere ein Risiko, plane die dafür benötigten Reserven jedoch nicht ein. Oder ich vermeide es komplett – identifiziere für den „Plan B“ jedoch keine neuen Risiken. Warum mache ich das? Ein Grund kann sein, dass ich mir für das Risikomanagement einfach keine Zeit nehme. Jede Tätigkeit im Projektmanagement braucht Zeit. Wenn ich mir die nicht nehme, wird auch nichts passieren. Insofern habe ich hier ein gewisses „Wollen“-Thema. Zeit hat man bekanntlich nicht, sondern man nimmt sie sich. Ein weiterer Grund kann sein, dass ich über Risikomanagement zu wenig weiß, mich damit zu wenig beschäftigt habe. Also eine „Können“-Geschichte. Oder der Auftraggeber hat eine Vorstellung und Haltung zum Thema Risiken und den Umgang damit, der mir das Risikomanagement sehr schwer macht. Was kann ich nun tun? Die Haltung und das Verständnis des Sponsors bzw. der Sponsoren rund um das Thema des professionellen Risikomanagements könnte ich zu Beginn eines Projektes abklären – und dafür sorgen, dass ein gemeinsames Verständnis entsteht. Natürlich ist hier hilfreich, wenn ich mich nicht vor etwaigen Konflikten fürchte, die das mit sich bringen kann. Das „Können“ ist relativ einfach: Ich kann Seminare besuchen, Bücher lesen, mich mit anderen austauchen... Beim Wollen ist es wohl am schwierigsten. Was hindert mich? Wovor habe ich Angst? Was würde mir persönlich helfen, es „einfach zu tun“? À propos „Bücher lesen“: Es gibt einen neuen PMI-Standard für Risk Management. Ich finde, das Risikomanagement ist eines jener Wissensgebiete im Projektmanagement, bei denen oft persönliche, menschliche Faktoren eine Rolle spielen. Aber bei Projekten geht es doch um die Menschen, daraus sind Projekte schließlich gemacht. Insofern sollte es einfach als „natürlich“ gesehen und verstanden werden, sich mit dem Thema ebenso gründlich zu beschäftigen, wie mit allem anderen in meinem Projekt.

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