Mai 15 2017 at 05:17AM
Der perfekte Projektmanager II
Editorial
Im letzten Newsletter habe ich laut nachgedacht, was mir zu den Kompetenzen eines "guten" Projektmanagers einfällt, die im PMBoK Appendix aufgelistet stehen. Schauen wir uns also noch die weiteren Bereiche an, in denen wir "gut" sein sollten. So gut es halt geht.
Einflussnahme: Hier finde ich wichtig, sich bewusst zu sein, dass man ohnehin - so oder so, und immer - andere beeinflusst. Es stellt sich also nicht die Frage, ob ich das gut finde oder nicht. Sondern, ob ich es bewusst mache, oder unbewusst. Wenn ich meine Ziele klar kommuniziere und Motivation transparent mache, bekommt der andere die Möglichkeit, sich mit meiner Situation zu befassen. Zweitens finde ich Empathie wichtig: Kenne ich den Standpunkt, die Perspektive und Bedürfnisse des anderen? Wenn ja, kann ich mich leichter durchsetzen, ohne jemandem auf die Füße zu treten. Beeinflussung sollte aber nicht mit Manipulation verwechselt werden.
Entscheidungsfindung: Immer wieder ein schwieriges Thema, vorallem wenn es viele Beteiligte gibt. Meine Prinzipien sind erstens, dass ich immer alle Optionen gleichwertig betrachte und offen auf den Tisch lege, wenn es einen Bias in die eine oder andere Richtung gibt. Zweitens, dass ich im ersten Schritt kläre, wer wirklich der Entscheider ist - der eine, oder welches Gremium. Und drittens, dass ich bei Entscheidungen persönlich dahinter bin, dass sie bald getroffen werden - da sich ansonsten Dinge ändern könnten, die es noch schwieriger machen, sich zu entscheiden.
Politische und kulturelle Awareness: Hier finde ich ist Kommunikation die Lösung. Also ein offener Austausch über die Unterschiede. Awareness bedeutet nicht, sich so zu verbiegen, dass man nur mehr das macht, was der andere sich wünscht. Ein Beispiel: Vor meinem ersten Training in China wurde mir gesagt "die werden dir nie widersprechen oder dir ins Wort fallen, weil sie dich als Trainer respektieren". Ich spreche seitdem ganz am Anfang in meinen Trainings an, dass man mich bitte unterbrechen möge und mir widersprechen, wenn ich einen Blödsinn quatsche. Und schau: Die Leute tun es. Auch die Chinesen.
Verhandlung: Natürlich kann man das bei einer Beschaffung einem Einkäufer überlassen. Aber oft es es wirklich hilfreich, wenn man direkt mitmischt. Nicht nur um des Inhaltes wegen. Man gestaltet durch die Form der Verhandlung, auf die eine oder andere Weise, die Beziehung zum Lieferanten mit. Was auch nicht unwichtig ist. Intern ist Verhandlungsgeschick in jeder Hinsicht etwas wichtiges. Und kann wahrscheinlich am besten gelernt werden, indem man sich auf Verhandlungen einfach einmal einlässt. Und aushält, wenn man auf die Nase fliegt. Und es beim nächsten Mal einfach wieder versucht.
Vertrauensbildung: Wohl eines der zentralen Themen in einem Projekt. Und oft eines der schwierigsten. Ich halte mich da gern an den "Tisch des Vertrauens" - der hat vier Beine namens Offenheit, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauensvorschuss. Letzterer ist im Zweifel der größte Hebel - und kann vorgelebt werden und auf diese Weise andere motivieren, es auch zu versuchen. Je stabiler die Beine, desto un-wackeliger der Tisch.
Konfliktmanagement: Diesem Thema widme ich einfach das nächste Editorial - denn dazu fällt mir bestimmt mehr ein...
Kompetenzentwicklung war übrigens auch ein Thema bei unserem Presse-Event mit zwei Herrschaften, die sich damit aus Sicht eines nationalen und internationalen Unternehmes auf der einen - und aus der Sicht des Arbeitsmarktes auf der anderen Seite beschäftigen. Mehr dazu ein wenig später (weiter unten).
Liebe Grüße derweil
Dein Daniel